(uba) Erstmals in der 108-jährigen Geschichte des SV Reudern ging eine Hauptversammlung in virtueller Form über die Bühne. Reibungslos, in jeder Hinsicht. Nach nicht einmal einer Stunde war die Online-Tagung im Kasten, die seitherige Vorstandschaft einstimmig wiedergewählt.
Als an der Spitze des SVR vor zwei Jahren ein Generationswechsel anstand, hatte nichts darauf hingedeutet, dass sich die erste Amtszeit des frisch gewählten vierköpfigen Gremiums zu einer ganz besonderen Herausforderung entwickeln würde. Nach nicht einmal einem Jahr hat die Corona-Pandemie mit aller Macht zugeschlagen und auch die neue Führung der „Hirsche“ kurz vor der Hauptversammlung 2020 total ausgebremst. Als ob das nicht schon für genügend Verdruss gesorgt hätte, wurde zu allem Überfluss an Ostern letzten Jahres auch noch im Vereinsheim eingebrochen. Die Diebe haben alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Inzwischen ist der ganze Schaden behoben, neue Türen und eine hochmoderne Alarmanlage sind eingebaut.
Wegen des zweiten Lockdowns musste im Herbst ein zweiter Termin verworfen werden, am letzten Freitag hat es aber endlich geklappt mit der ersten Hauptversammlung der neuen Führungsriege. Ein Novum war’s wie bei so vielen Vereinen, aber die Tagung des höchsten Organs des Sportvereins konnte wenigstens virtuell stattfinden. 27 Teilnehmern hatten sich dazu geschaltet. Leider für eine Mitgliederzahl von etwa 880 eine sehr enttäuschende Resonanz.
Anstatt auf ein Jahr, blickten die SVR-Funktionäre nun auf 24 Monate zurück. Auf eine Zeit, in der kaum etwas so gelaufen ist wie sonst üblich. Kein Sportbetrieb, keine Festivitäten, kein gemeinsames Miteinander. Bis auf ein paar Wochen im Sommer letzten Jahres, als wenigstens etwas Leben in der Bude war – etwa beim VfB-Fußballcamp mit 30 Kindern –, ist so gut wie nichts gegangen. „Es war ein komischer Moment und erschreckend, als plötzlich alles abgesagt werden musste“, blickte Karin Burr, Vorstand Sport und Jugend, zurück.
Da andere örtliche Vereine ins neue Bürgerhaus umgezogen sind, hat der Sportverein mehr Trainingskapazitäten in der Gemeindehalle zur Verfügung, die konnten allerdings noch nicht richtig genutzt werden. Das Turnen mit den Kleinsten liegt seit einem Jahr brach, weil ein Hygienekonzept nicht umsetzbar war. Das Training unter Corona-Bedingungen sei für keine der fünf Abteilungen leicht gewesen, habe im Sommer aber ganz gut geklappt. Ein online-Training, das zum Beispiel die Abteilung Rad anbietet, komme sehr gut an. Tischtennisler, Fußballer und Radsportler konnten wenigstens bis zum zweiten Lockdown für kurze Zeit wieder Wettkämpfe bestreiten.
Sportlich stechen vor allem die Talente im Mountainbike hervor. Alexa Fuchs wurde im Vorjahr Baden-Württembergische U19-Meisterin und gehört seit diesem Jahr dem Nationalkader an. Patrick Feige und Pia Pflüger sind Mitglied im U17-Landeskader. Das Rennteam des SVR wurde auf 19 Fahrer und Fahrerinnen aufgestockt. „Wir wollen den eigenen Nachwuchs verstärkt an den Verein binden“, machte Vorstandsmitglied Oliver Felten klar.
Die Pandemie wirkt sich auch beim SVR auf die Mitgliedszahlen aus. „Tendenz fallend“, vermeldete Birgit Wolfer, die die Finanzen verwaltet. 72 Austritte standen im letzten Jahr nur 52 Eintritte gegenüber, der SVR zählt jetzt nur noch knapp 880 Mitglieder. Finanziell sind die „Hirsche“ nicht auf Rosen gebettet, unterm Strich steht eine schwarze Null. Für große Investitionen bleibt da wenig Spielraum. Der Verein ist aber mit der Stadt im Gespräch, um die Flutlichtanlage auf LED umzustellen.
Der neue Ortsvorsteher Jonas Mauch, der die einstimmig erteilte Entlastung beantragt hatte, lobte, dass der SVR das Beste aus der schweren Corona-Zeit gemacht habe und wünschte dem Verein, „dass bald alles wieder normal laufen wird“. Die Wahlen ergaben nichts Neues. Das seitherige Gremium mit Karin Burr (Sport und Jugend, ein Jahr), Birgit Wolfer (Finanzen), die im nächsten Jahr aufhören wird, Torsten Hoppe (Organisation, zwei Jahre) und Oliver Felten (Öffentlichkeitsarbeit und Sponsoring, zwei Jahre) wurden ebenso einstimmig gewählt wie die Kassenprüfer Ute Stoll und Erich Rüb. Rüb löst Werner Scherrer ab, der 38 Jahre die Kasse geprüft hat.